Java + Oracle = Javacle
Bei dem ganzen Hype um die Vorstellung des iPad durch Steve Jobs am 27.01.2010 ist ein nicht weniger interessantes Ereignis der IT-Welt fast untergegangen - der Webcast von Oracle Chef Larry Ellison zur Übernahme von Sun durch Oracle.
Viel konkretes ist den Aussagen von Ellison nicht zu entnehmen. Die Zusammenfassung für mich lautet:
Wir lassen alle Produkte von Sun so weiterlaufen wie bisher. Der Vorteil ist, dass wir (Oracle) unseren großen Kunden alle Produkte von Sun anbieten werden. Umgekehrt beglücken wir alle Kunden von Sun mit den Produkten von Oracle.
Die Vision von Ellison
Sicherlich ist diese Aussage zu kurz gegriffen. Die Idee hinter dem Kauf von Sun durch Oracle ist, dass Oracle als Komplettanbieter Lösungen aus einer Hand anbieten kann. Beginnend mit der Hardware, der Datenbank, der Mittelware bis hin zur Applikation ist alles von einem Hersteller.
Die große Idee besteht - wie so oft - aus lauter kleinen Bausteinen. Ein Baustein in der Idee von Ellison ist die Programmiersprache Java. Diese hat sich als eine der Plattformen für die Realisierung von Geschäftsanwendungen etabliert. Selbst ein großer Mitbewerber von Oralce, die deutsche SAP, setzt auf Java als Plattform für Ihre Lösungen.
Wie geht es mit Java weiter?
Als Software-Entwickler mit Schwerpunkt auf die Java-Plattform haben mich die Aussagen von Ellison zur Zukunft von Java natürlich am meisten interessiert. So richtig handfeste Aussagen sind dabei leider nicht herausgekommen. Es gibt wage Entscheidungen, aber dem ganzen Skelett fehlt noch das Fleisch.
Ellison hat versprochen mehr Geld in Java zu stecken. Java 7 soll möglichst schnell fertiggestellt werden. Die Entwicklungsumgebung Netbeans von Sun wird ebenso weiter entwickelt wie die Oracle IDE JDeveloper. Das Engagement von Oracle bei der Eclipse Foundation bleibt bestehen.
Was ich mir wünsche
Offen ist geblieben, ob Oracle Java weiterhin an der kurzen Leine führen wird oder ob mehr Einfluss der Java Community erlaubt. Gerade hier hatte Sun trotz der Überführung von Java in die GPL seinen Einfluss auf die Sprache Java nicht weniger werden lassen.
Ich bin der Meinung, das mehr Einfluss der Community Java nicht schaden kann. Sicherlich ist eine gewisse Kontinuität und Stabilität einer Plattform zur Entwicklung von Geschäftsanwendungen wichtig, ab und zu könnte aber auch etwas mehr Innovation der Plattform / der Programmiersprache nicht schaden.
Die derzeitige Popularität von Scala z.B. zeigt, dass auch Java Entwickler gerne einmal etwas neue ausprobieren möchten und gerne über den Tellerrand schauen. Schön, dass man das mit Scala einen Blick in die funktionale Programmierung machen kann, dabei aber auf der gewohnten Plattform / auf die gewohnten Bibliotheken setzen kann.
Die nächsten Monate werden zeigen, was den Worten von Ellison für Taten folgen werden. Gespannt bin ich schon auf die doch noch stattfindende JavaOne 2010 - auch wenn ich nicht selbst teilnehmen werde.